Ernährung
Eine häufig gestellte Frage Frischbetroffener im Netz ist: »Gibt es eine spezielle Ernährung für MS-Erkrankte?«
Die Antwort auf diese Frage ist einerseits einfach und andererseits nicht zu beantworten.
Beginnen wir mit der Meinung der Deutsche Gesellschaft für Neurologie.( DGN[1]). Diese Organisation entwirft Leitlinien für Neurologen zur Behandlung z.B. MS-Erkrankter. In ihrer Leitlinie geben sie Therapieempfehlungen. Unter anderen auch zur Behandlung der Fatigue. Das Ergebnis zur Ernährung bei Fatigue lautet folgendermaßen:
Diätetische Maßnahmen sind nicht wirksam (Flachenecker 2012)[2].
Ok! Ein Herr Flachenecker hat also gesagt, Ernährungsumstellung bringt nichts?
Wir möchten euch nicht nerven, aber es ist nun einmal wichtig, aus welcher Quelle eine Behauptung stammt. Genauso wichtig ist es zu wissen, ob die ganze DGN vertrauenswürdig ist. Deutsche und Gesellschaft gibt es auch für Taubenzüchter, Hundehalter oder Bogenpisser.
Wir haben also recherchiert, was die wollen und für wen sie da sein möchten. Wie viele Mitglieder sie haben und wie viel andere Vereine es gibt, die Gleiches wollen und tun, war für uns ebenfalls von Interesse.
Was dabei herauskam, ist nicht verwunderlich. Eine detaillierte Darstellung würde an dieser Stelle allerdings zu weit führen. Jedenfalls werden die Hauptverantwortlichen im deutschen Rund der Top-Neurologen alle von mindestens einem Pharmaunternehmen bezahlt. Wer da behauptet, dass Therapievorschläge dieser Organisationen vertrauenswürdig sind, hat auch keine Probleme damit zu bestätigen, dass der Weihnachtsmann angeblich durch den Schornstein kommt.
Kommen wir zu Herrn Flachenecker zurück. Wenn man eine Quelle zitiert, verfolgt man damit ein Ziel. Gerade beider Ernährung bei MS, speziell bezogen auf Fatigue, gäbe es sicher dutzende von Quellen, die vielleicht zu anderen Ergebnissen gekommen sind.
Herr Flachenecker, genauer Professor Dr. Flachenecker, ist der Chefarzt der Rehaklinik Quellenhof[3] in Bad Wildbad (Stand 02.2016).
Wer schon einmal in einer privaten Rehaklinik war, weiß wie das Essen dort ist und vor allem, was es dort gibt. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, die besonders positiv auffallen. Hier können wir mit einer Erhebung nicht dienen.
Der Chefarzt einer privaten Rehaeinrichtung, der eine Abhandlung über Ernährung bei Fatigue macht, ist nicht frei von Eigeninteressen und so ist auch das Ergebnis zu bewerten.
Somit ist es nicht verwunderlich, dass Neurologen, die dem Leitfaden der DGN folgen, so etwas sagen wie: »Gesunde Ernährung ist immer gut, egal ob man krank ist oder nicht!«
In einigen Fällen wird auf das Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung[4] verwiesen. Was haben wir dann? Das gleiche Dilemma. Es kann ja kein Ministerium geben, das die Interessen der Landwirtschaft und gleichzeitig die der Konsumenten vertritt, oder? Selbst in Amerika gibt es das schon ewig nicht mehr. Es existiert eine Trennung von FDA und USDA also von Lebensmittel- und Landwirtschaftsministerium. Was auch bei uns selbstverständlich sein sollte!
Wenn man die Seite unseres Ministeriums startet, erfährt man, dass 80 % der Bevölkerung mit der Qualität der deutschen Landwirtschaftsprodukte zufrieden sind.
Würde man den Vorsitzenden der Tabakindustrie das Gesundheitsministerium leiten lassen? In Deutschland vielleicht!
Bevor es zu verwirrend wird. Wir können und wollen uns hier nicht positionieren.
Im Folgenden werden wir ein paar Konzepte vorstellen:
Die Evers Diät
Die Fratzer-Hebener Diät
Die Diät nach Dr. Swank
Dann noch Prinzipien wie
Glutenfreie Ernährung
Allergenfreie Ernährung
Vegetarische Ernährung
Vegane Ernährung
Wir bitten bei Interesse, jedes einzelne Prinzip selbst unter die Lupe zu nehmen. Wie ihr aus der Einleitung erfahren habt, ist die Quelle und die wirtschaftliche Unabhängigkeit der zitierten Personen von elementarer Bedeutung für die Glaubwürdigkeit einer Empfehlung.
Unser Ministerium ist per se unglaubwürdig, da es die Interessen von Landwirtschaft und Lebensmittelkonsumenten gleichzeitig in einer Institution vertritt. Somit erfüllt es die eigenen Kriterien nicht, die z.B. die Förderung von Projekten mit öffentlichen Geldern erfordert.
Diäten, die nach einem Doktor irgendwie benannt sind und Nahrungsergänzungsmittel aus eigener Produktion anbieten, sind indiskutabel im Hinblick auf ihrebezüglich Glaubwürdigkeit.
Die Schulmedizin macht es sich einfach und behauptet zurecht, dass die Wirksamkeit nicht bewiesen ist. Dazu haben sie eigene Kriterien aufgestellt. Das solltet ihr beachten, wenn ihr euch in wissenschaftlich sicheren Händen glaubt. Kriterien müssen immer für alle gelten. Wenn die selbst aufgestellten Kriterien wissenschaftlichen Methoden nicht entsprechen, wird es kniffelig mit der Glaubwürdigkeit.
Ein Beispiel zum besseren Verständnis. Eine Studie, egal ob über Medikamente oder Therapien, wird randomisiert[5], das heißt mit einer zufälligen Auswahl von Patienten durchgeführt. Dann bekommt eine Gruppe ein Placebo und die andere das Medikament. Weder Proband noch Studienleitung wissen, wer was bekommt. Soweit so gut.
Bei MS ist dann die Kurtzke Skala EDSS[6] das Auswertungstool einer Studie und da wird es dann sehr beliebig. Es wird nicht berücksichtigt, ob der Patient Bock auf den Test hat, ob er sich anstrengt oder ob er vielleicht Angst um seinen Schwerbehindertenausweis hat, wenn es beispielsweise um die Gehstrecke geht. Wir haben also erst einmal die generelle Ungenauigkeit, auch Zufallsirrtum p genannt. Ist der Wert unter 5%, also p < 0,005, ist alles in Ordnung. Moment! Dummerweise verweigert die Medizin alle anderen wichtigen Eigenschaften einer Statistik. Aber das würde zu weit führen.
Es soll reichen, hier den Menschen zu vertrauen, die wirklich wissen, was Ärzte in einer Studie tun. Da gibt es zwei, denen ich ohne mit der Wimper zu zucken, vertraue. Sie heißen Jerzy Neyman und Egon Pearson. Jetzt fragt ihr euch, wer das wohl sein könnte.
Die beiden kann man nicht mehr fragen, da sie tot sind. Aber sie sind die Urväter des Hypothesentests, den sie Anfang der 1930er Jahre entwickelten. Für unsere Mediziner peinlich, für uns Patienten beunruhigend ist, dass diese Väter des Hypothesentests 1933 Folgendes veröffentlichten:
No test based upon a theory of probability can by itself provide any valuable evidence of the truth or falsehood of a hypothesis[7][8].
1933 ist schon wirklich lange her. Habt ihr schon mal etwas von »Evidence based Medicine« gehört? Das ist das Qualitätsmerkmal der modernen Medizin, aufgebaut auf einer Statistik, deren Erfinder sagen: »Funktioniert nicht!«
Also ist es völlig egal, ob wir eine Studie über die Wirksamkeit von Ernährung oder Medikamenten betrachten, könnte man schlussfolgern. Genau! Nur wenn Mediziner Studien zu Medikamenten machen, kommen sie selbstverständlich zu »konsistenten« Ergebnissen. Der Pharmakonzern, der sie bezahlt, würde ihnen auch die ... abreißen, wenn nicht.
Der gute Herr Flachenecker kommt bei Ernährung und Yoga und allen anderen Dingen, die man nicht spritzt, in Tablettenform nimmt oder als Infusion bekommt, zu dem Schluss, dass die Ergebnisse »inkonsistent« sind.
Ganz frei übersetzt heißt dies, dass alles, außer Medis, keine gleichmäßige Datenlage ergibt. Also macht man Medikamententests, bei denen völlig egal ist, dass die Auswertung durch Neurologenbeobachtung ein Witz ist und kommt zu verwertbaren Ergebnissen. Wenn es um Ernährung geht, gibt es keine Sponsoren, da kein wirtschaftliches Interesse besteht und man kommt zu dem Schluss, dass die Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist.
Alles dies geschieht nach einer Methode, die von ihren Erfindern schon vor über 80 Jahren für nicht anwendbar befunden wurde.
Da im DMSG, DGN, KKNMS und, und, und, immer dieselben Leute sitzen und sich von den Pharmafirmen bezahlen lassen, bleibt uns nur die individuelle Überprüfung, was uns guttut.
An dem Thema Ernährung kann man sehr schön das Problem Betroffener erkennen. Wem glaube ich? Was soll ich denn nun tun? Wirken vielleicht die ganzen Medikamente nicht? Vielleicht ist Ernährung, der Schlüssel zur Heilung?
An dieser Stelle möchten wir betonen, dass die Methode zum Nachweis der Wirksamkeit eines Medikaments nicht funktioniert. Das heißt nicht, dass Medikamente nicht wirken! Sie wirken ganz sicher! Aber eben nicht so, wie wir uns das wünschen und nicht bei jedem. Für die Bestimmung, ob ein Medikament dem Einzelnen hilft, ist der von Ärzten benutzte Hypothesentest unwirksam. Das gilt aber auch für die Ernährung!
Abschließend solltet ihr ganz vorsichtig sein, bei dem, was das Ministerium empfiehlt. Ärzte wissen fachlich, was sie sagen und wir sollten einen Arzt finden, dem wir vertrauen.
Der Gesundheitsminister hat keine Fachkenntnis. Von wem er beeinflusst wird, wissen wir nicht. Man kann es nur vermuten.
Unser Auto fahren wir nicht mit minderwertigem Kraftstoff. Als der neue E-Sprit auf den Markt kam, hatten Millionen Autofahrer Angst um ihre Motoren. Bei antibiotikaverseuchtem Fleisch, Industriezucker und sogenanntem Designfood haben wir keine Bedenken, Hauptsache es ist billig. Geschmacksverstärker und Co. machen uns süchtig nach Dingen, die man eigentlich gar nicht essen kann. Dass ein geschwächter kranker Körper das noch schlechter vertragen kann, als es ein gesunder Körper tut, liegt auf der Hand und bedarf keiner Statistik.
Gesunde Ernährung hat etwas mit Umdenken zutun. Ob eine irgendwie geartete Diät der richtige Weg ist, muss jeder selbst für sich entscheiden. Solange ein möglicher Motorschaden, der so gut wie unwahrscheinlich ist, die gesamte Republik in Aufruhr versetzt und Lebensmittel gleichzeitig nicht einmal einer vernünftigen Kontrolle unterliegen, ist es schwer, ein Umdenken zu bewirken.
Hilft uns nun eine bestimmte Ernährung?Ja! Mit einem ganz dicken Ausrufezeichen. Ein Körper, der sich nicht mit dem Abbau von Schadstoffen beschäftigen muss, wird entlastet. Der beste Sprit lässt nicht nur einen Ottomotor am besten funktionieren, auch der menschlichen Körper reagiert mit bestmöglicher Leistung, wenn er natürliche unverfälschte Lebensmittel von Mutter Natur bekommt. Auch wenn die lila Kuh so fröhlich in die Kamera lacht, wird sie ihr Leben lang schwanger gehalten und wir nehmen Unmengen von Babynahrung zu uns, die angeblich statistisch gesund sein soll. Schaut man sich an, was die Milchindustrie in Werbung investiert, wundert einen nicht, das gerade das Gesundheitsministerium ins gleiche Horn bläst.Sind eigentlich die Chinesen oder die Inder im Schnitt ungesünder als wir? Die kennen Milch gar nicht!
Was es mit der Statistik auf sich hat, wurde erläutert. Den Rest müsst ihr selbst ausprobieren!
[2] Flachenecker P. Autoimmune diseases and rehabilitation. Autoimmun Rev 2012; 11: 219–225
[3] http://www.quellenhof.de/home.html
[4] http://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/ernaehrung_node.html
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Randomisierung
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Expanded_Disability_Status_Scale
[7] Frei übersetzt: Kein Test, der auf einer Wahrscheinlichkeitstheorie basiert, kann von sich aus verwertbare Belege für Richtigkeit oder Unrichtigkeit einer Hypothese liefern.
[8] http://joelvelasco.net/teaching/249/Neyman%20Pearson%201933.pdf