Kassenärztliche Vereinigung

Man kann sich fragen: Was hat das in einem Fachwörterbuch zu suchen?

Ist es nicht wichtig zu wissen wie diejenigen versorgt werden, die ihr Leben lang auf unser Gesundheitssystem und seine Errungenschaften angewiesen sind? Ein Teil dieses Systems ist die Kassenärztliche Vereinigung (KV).

 

Es soll hier nicht weiter auf die Struktur und die gesetzliche Legitimation eingegangen werden. Nur ein paar Worte zur Entstehung. Die KV wurde Ende des Jahres 1931 und zu Beginn des Jahres 1932 gegründet. Ende des 19ten Jahrhunderts wurde für Arbeiter die Krankenversicherungspflicht eingeführt. Krankenkassen schlossen mit Ärzten direkt Vergütungsverträge ab. Das führte dazu, dass Ärzte von den Kassen die Konditionen diktiert bekamen. Nach Streiks der Ärzte kam es zur Gründung der KV. Nachzulesen sind Einzelheiten auf Wikipedia.de.

 

Heute hat die KV eine sehr machtvolle Stellung. Eine ganz wichtige Aufgabe für uns Patienten ist, dass sie für die Sicherstellung der flächendeckenden ärztlichen Versorgung durch niedergelassene Ärzte, Psychotherapeuten und Zahnärzte verantwortlich ist.

 

Weiterhin regeln sie die Abrechnungen mit den Krankenkassen und die Geldverteilung an die Ärzte. Dadurch ergibt sich eine sehr machtvolle Stellung, weil die KV hoheitliche Aufgaben übernimmt, die sonst der Staat unmittelbar erledigen müsste. Weitere Details und weitergehende Informationen lesen Sie bitte unter Wikipedia.de nach.

 

Einige Fragen sollten wir uns als Patienten allerdings stellen:

Wer ist mein Vertreter?

Wieso ist der Staat nicht für die Sicherstellung der medizinischen Versorgung zuständig?

Warum werden einer wirtschaftlich orientierten Berufsgruppe diese hoheitlichen Aufgaben übertragen?

Hat sich das Macht- und Abhängigkeitsverhältnis von Krankenkassen und Ärzten durch die KV faktisch umgekehrt?

 

Über die Honorarverhandlungen der KV mit den gesetzlichen Kassen ist ständig in den Nachrichten zu hören. Über die medizinischen Versorgungsstandards hört man hingegen weniger.

 

Irgendwie komme ich mir als Patient und chronisch kranker Mensch dabei etwas verloren vor. Ich dachte immer, mein Arzt wäre für mich zuständig und sollte mein vertrauensvoller Verbündeter sein. Ich war auch der Auffassung, Ärzte hätten aus Liebe zum Menschen ihren Beruf ergriffen. Wenn das Quartalsende naht, hat man allerdings einen ganz anderen Eindruck, wenn man nicht Patient außerhalb des Regelfalls ist. Ärzte schimpfen häufig auf ihre eigene Vertretung. Auch heutzutage streiken sie wieder wie Ende des 19ten Jahrhunderts.

 

Wo der Patient in diesem komplexen Beziehungsgeflecht seinen Platz findet, können wir hier nicht abschließend beantworten. Unsere Vertreter, die gesetzlichen Krankenkassen, machen auf mich aber nicht den Eindruck, als wären sie, wie eine Gewerkschaft, meine speziellen Interessenvertreter.

 

Dieser Beitrag soll aufzeigen, wie wichtig es ist, viel über die eigene Erkrankung, die Leistungsträger und deren Funktion zu wissen. Denn wir müssen unsere Versorgung im Einzelfall selbst in die Hand nehmen und auf den Weg bringen. Da gilt es stets: Nachfragen beim Arzt und anschließend Informationsgespräch mit der Kasse. Gegebenenfalls sind schriftliche Stellungnahmen einzufordern. Hierfür ist es sinnvoll, sämtliche ärztlichen Unterlagen persönlich zu archivieren, damit sie im Bedarfsfall greifbar sind und Verfahrensabläufe nachvollzogen werden können.

Zu speziellen Themen gibt es weitere Beiträge im Fachwörterbuch.