PML - Progressive multifokale Leukenzephalopathie
PML [1]ist eine schwere Komplikation bei der Behandlung der MS mit monoklonalen Antikörpern. PML tritt bekanntermaßen bei der Immunschwächekrankheit AIDS auf und führt, wenn die Immunabwehr nicht wiederhergestellt werden kann, innerhalb weniger Monate zum Tode. Wenn der AIDS-Virus ausbricht und mit seinem zerstörerischen Werk beginnt, kann PML durch das JC-Virus ausbrechen, was angesichts eines ohnehin geschwächten Körpers zum Tode führen kann.
Der Verlauf ist im Rahmen einer MS-Behandlung zwar auch sehr schwer, allerdings nicht mit dem von AIDS-Erkrankten zu vergleichen.
Je früher die PML erkannt wird, umso besser können schwere Folgeschäden vermieden werden. Allerdings gibt es keine Medikamente gegen PML. Aber das kennen wir ja schon. Man nennt es wohl „Ironie des Schicksals“, wenn die Nebenwirkung eines Medikaments, das bei vielen Betroffenen eine gute Wirkung zeigt, eine fast identische Myelin zerstörende Krankheit im zentralen Nervensystem auslösen. Wenn du Pech hast, bekommst du also zur Pest die Cholera noch gratis dazu.
Eine ständige Überwachung durch den Neurologen bei Behandlung mit monoklonalen Antikörpern ist daher absolute Pflicht. Da die Behandlung mit monoklonalen Antikörpern per Infusion alle vier Wochen erfolgt, sollte der Arzt sich ständig nach z.B. kognitiven Auffälligkeiten erkundigen. Auch die Angehörigen sollten mit einbezogen werden und sofort reagieren, wenn der Betroffene Auffälligkeiten zeigt, also Wesensveränderungen aufweist.
PML ist wie MS eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Sie wird durch den JC-Virus ausgelöst. Jetzt könnte man meinen, dass die Chance gering ist, irgendeinen Virus zu haben. Weit gefehlt. Den JC-Virus trägt der überwiegende Teil der Bevölkerung in sich, ohne das jemals etwas Böses passiert. Dafür sorgt unsere Immunabwehr, die den JC-Virus hindert, etwas anzurichten. Dummerweise schalten die Antikörper von Medikamenten wie Natalizumab und Co. auch die guten Immunzellen, die u.a. das JC-Virus blocken, aus. Dabei sollen eigentlich nur die bösen Doppelagenten ausgeschaltet werden. Also die fehlgeleiteten Immunzellen, die sich in unserem Gehirn über das Myelin hermachen.
Mittlerweile kann einfach getestet werden, ob man den JC-Virus in sich trägt. Dann kann man mit der Therapie beginnen.
[2]Es wurden nach dem Stand von 2016 insgesamt 149.850 Menschen mit Natalizumab behandelt.
Davon haben 658 Patienten PML bekommen.
Wenn PML ausbricht, muss die immunsuppressive Therapie umgehend beendet werden. Eine medikamentöse Behandlung dieser Erkrankung gibt es nicht.
Einzelnachweis
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Progressive_multifokale_Leukenzephalopathie
[2] http://chefarztfrau.de/?page_id=716&cpage=44#comment-64215