Voraussetzungen
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Ein Studium für den höheren Dienst mit Schwerpunkt Sozialrecht ist definitiv von großem
Vorteil, wenn man behindert werden will. Ja, behindert werden will. Sie haben richtig
gelesen. Das ist das Ziel und dafür müssen Sie sich fit machen. Die Voraussetzungen, die ich
hier anspreche, haben nichts mit ihrer subjektiven Wahrnehmung von Behinderung zu tun.
Es geht vielmehr darum, Ihnen zu verdeutlichen, welches Handwerkszeug Sie benötigen,
um erfolgreich zu werden. Seien Sie überzeugt, dass Sie es auch ohne ein Studium der
Gehen ist für Sie nun Gehen im rechtlichen Sinn.
Ihre Handicaps sind Handicaps im rechtlichen Sinn.
Ihre Anstrengungen sind Anstrengungen im
rechtlichen Sinn.
Rechtswissenschaften schaffen können. Wie die Akzeptanz (Coping) schwerer
Behinderungen, chronischer Erkrankungen oder anderer negativer Einschnitte im Leben,
ist Ihr Weg vom "Behindertenanwärter" zum staatlich anerkannten schwerbehinderten
Menschen steinig. Ich kann nur immer wieder an jeder Stelle dieses Buches wiederholen,
wie wichtig es ist, in die Beurteilungswelt der Sachbearbeiter zu schlüpfen. Das ist die
Grundvoraussetzung, um RICHTIG behindert zu werden.
Diejenigen, die mittlerweile wutentbrannt glauben,
ich wolle hier Schmarotzern helfen, sich Geld zu
erschleichen, liegen völlig falsch.
Die Leser wissen selbst, ob sie eine Behinderung
haben oder nicht.
Sie wissen, ob sie ihre Behinderung ausnutzen, um
das zu bestätigen,
was uns in den Betrugs-Soaps des Fernsehens aufgetischt wird.
Ja, genau Sie meine ich!
Haben Sie noch etwas Geduld mit mir. Es geht nicht darum, mit ein paar Kniffen und gut
gemeinten Ratschlägen schnell einen Ausweis zu bekommen. Sie werden unwiderruflich zu
einer Gruppe gehören, in die sich aller Wahrscheinlichkeit nach niemand hinein wünscht.
Niemand wird es als Wunsch für das neue Jahr an Silvesterabenden um zwölf Uhr flüstern.
Wenn Sie sich jedoch in das Unvermeidliche fügen, sich mit Ihrem Leben, so wie es ist,
anfreunden, werden Sie die Freiheit, die Ihnen unser Staat nach einem harten, holprigen
Weg dorthin ermöglicht, zu schätzen wissen. Das erfordert Zeit, Gespräche, Beratung und es
erfordert vor allem Eigeninitiative. Lesen Sie den nächsten Abschnitt. Lassen Sie sich die
Zeit. Blättern Sie nicht vor zu den Ausweisdetails. Widerstehen Sie dieser Versuchung.
Lesen Sie!
1. Sie wenden sich an das Amt für soziale Leisstungen
»Behindertenberatung« in Ihrer Kreisstadt oder zum Beispiel an die
Diakonie »Behindertenberatung«. Dort decken Sie sich mit allerlei
Informationsmaterial ein. Z. B. »Behinderung und Ausweis«. Am besten,
bitten Sie eine Person Ihres Vertrauens mitzukommen und Notizen zu
machen.
2. Nun lesen Sie sich in die Thematik ein. Sie kennzeichnen sich die Stellen,
die Ihnen Verständnisprobleme bereiten. Sie lassen sich in keiner Weise von
den schwer verständlichen Texten beeindrucken. Sie rufen sich die Zeilen
aus meinem Ratgeber ins Gedächtnis zurück. Sie bewahren Ruhe und
nehmen sich Zeit. Sie können sich die Broschüren mit den markierten
Textstellen unter das Kopfkissen legen, müssen Sie aber nicht. Sie sind nun
auf dem richtigen Weg.
3. Sie gehen zu Ihrem Arzt. Der sollte mit Ihrem Problem vertraut sein. Sie
sagen ihm, dass Sie einen Schwerbehindertenausweis brauchen. Am besten
nehmen Sie wieder eine Person mit, die sich Notizen macht.
4. Nun ist das Vertrauensverhältnis zu ihrem Arzt gefragt. Ich gehe jetzt
einmal davon aus, dass Sie ihren persönlichen Arzt schon gefunden haben.
Ist das nicht der Fall, so rate ich Ihnen dringend, diesen Arzt zu finden.
5. Sie denken zuhause ganz in Ruhe darüber nach, ob das, was der Arzt
sagte, zu dem, was Sie in den Beratungsstellen gehört haben, passt. Lassen
Sie das Gehörte sacken.
6. Sie haben sich mit der Thematik auseinandergesetzt. Auch, wenn Sie es
noch nicht merken, Sie wissen jetzt mehr. Wissen ist Macht. Sie setzen sich
nicht unter Druck und schlafen eine Nacht darüber.
7. Sie sind mit dem, was Sie bis hier erreicht haben, sehr zufrieden. Nun
schauen Sie sich die angestrichenen Stellen in ihren Unterlagen nochmals
an. Einiges wird nun verständlicher sein.
8. Sie notieren sich jetzt die Fragen, die Sie an Ihren Arzt haben.
Sie sind nun bereit für Tipps und Tricks zum
Schwerbehindertenausweis (SBA)!