Kortison oder Cortison
Ist nicht wirklich das, was wir von unserem Neurologen verschrieben bekommen. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich der Begriff unter Betroffenen jedoch durchgesetzt und ich werde ihn weiter unten auch verwenden. Wer die genaue Beziehung zwischen dem, was wir bekommen und Kortison nennen, wissen möchte, schaue bitte bei Wikipedia.de oder auf anderen Fachseiten nach.
Wenn ihr eines dieser „Medis“ verschrieben bekommt, ist es das für uns bekannte Kortison Prednison, Prednisolon, Methylprednisolon, usw. gehören zu dieser Medikamentengruppe der synthetischen Glucocorticoide.
Nun zum Wesentlichen, der Wirkung. Kortison ist die einzige spitze Waffe im Falle eines MS-Schubs, die die Medizin seit Jahrzehnten zur Verfügung hat. Wir sind nicht die Einzigen von Krankheit Betroffenen, die auf Kortison zurückgreifen müssen. Kortison ist quasi die eierlegende Wollmilchsau der Medizin. Ein Alleskönner. Überall wo Entzündungen auftreten oder das Immunsystem eine Rolle spielt, kommt Kortison zum Einsatz. In Salben gegen Hautkrankheiten, Tabletten bei Rheuma, Infusion bei Gefäßabstoßungen, usw..
Uns interessiert nur die MS, jedenfalls die meisten. Es ist sicher nichts Neues, wenn es nun heißt, die Liste der Nebenwirkungen ist so lang, dass man beim Lesen des Beipackzettels einschläft. Wir sparen uns das Aufzählen, dafür gibt es ja den Beipackzettel und den Neurologen. Euphorie, Aufgeregtheit und Schlafstörungen sind jedenfalls bis auf wenige Ausnahmen vorprogrammiert. Das ist jedoch eine vorübergehende Sache während der Einnahmephase.
Jetzt kommen wir zur Dosierung und zur Wirkung. Bei einem akuten Schub wird Kortison hochdosiert als Pulstherapie zwischen 500 - 2000 mg intravenös über 3 - 5 Tage gegeben. Dies kann ambulant gemacht werden. Das Ausschleichen - zur Festigung der Wirkung - wird nur noch selten durchgeführt.
Vorab: Kortison hat keinen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung bei schubförmiger MS. Das heißt, es hat keine vorsorgende Wirkung. Das heißt aber nicht, dass es im Schubfall nicht Schlimmeres verhindern kann und die Dauer des akuten Schubs verringern hilft. Da ein wahrer Glaubenskonflikt in Fragen der Wirkung von Kortison besteht, bei dem sowohl Befürworter als auch deren Gegner keine stichhaltigen Nachweise für ihre Auffassungen vorlegen können, verzichten wir darauf, die gegensätzlichen Meinungen zu erörtern.
Es gibt Befürworter und Gegner. Berichte Betroffener reichen von: „Ich konnte schon nach einer Infusion wieder sehen!“ bis zu „Bei mir wirkt das überhaupt nicht!“
Man kann es als positive oder negative Auswirkung betrachten, dass die Nebenwirkungen sofort eintreten. Das müssen sie auch, denn das natürliche Hormon, das in der Nebennierenrinde produziert wird (Cortisol), sorgt dafür, dass wir bei Gefahr »abgehen wie Schmitz Katze«, wenn man es einmal umgangssprachlich ausdrückt. Aufmerksamkeit, Puls, Sensibilität alles ist gesteigert, um losrennen oder dem Gegner den Schädel einschlagen zu können.
Das ist Wirkung nicht Nebenwirkung!
Wir brauchen das natürlich nicht, da wir es während des Schubs ruhig angehen lassen sollen. Wenn uns der Kopf glüht, wir nicht schlafen können und Menschen, die uns nerven, erwürgen wollen, sollten wir uns klar machen, dass das die ursprünglich gewollte, normale Funktion des Kortisons in unserem Körper ist. Bei den riesigen Dosen, die ein paar Tage auf uns wirken, ist es kein Wunder, dass diese Wirkung die eigentlich gewollte vielfach überschattet. Deshalb: Keine Angst, das gibt sich!
Ob man in dem Zustand wirklich beurteilen kann, wie die Wirkung des Kortisons ist, kann jeder für sich beantworten. Euphorie bewirkt aber auch eine Menge.
Habt ihr einen Neurologen mit großer MS-Erfahrung, dem ihr vertraut, solltet ihr ihm auch in einem Schubfall Vertrauen schenken.
Für die Gegner der Kortison-Therapie sei noch erwähnt, dass es auch natürliche Stoffe gibt, die entzündungshemmend und Immunsystem unterdrückend wirken. Man nennt es auch »Bio-Kortison«, was natürlich eher eine Verkaufsmasche ist, da ein vergleichbares Wirkspektrum besteht. Der riesige Bedarf im Falle einer Pulstherapie mit Kortison kann durch natürliche Stoffen allerdings nicht gedeckt werden. Ob viel auch immer viel hilft, sei hier einmal dahingestellt.
Bio Kortison
Weihrauch, Curcumin,Omega-3-Fettsäuren
Zum Schluss noch ein paar subjektive Anmerkungen aus der Erfahrung vieler Betroffener mit der Kortison-Therapie:
Augenprobleme sprechen meist gut auf die Behandlung mit Kortison an.
Über die Jahre lässt die Wirkung nach.
Bei Kribbeln und Schmerzen bringt Kortison relativ wenig.
Lähmungen verbessern sich manchmal spontan.
Wer weiß schon, was ohne Kortison alles kaputt gehen würde?
Wackeliges ataktisches Gehen ändert sich kaum.
Nachher ist alles wieder gekommen.
Es ist dauerhaft besser geworden.
Manche schwören drauf.
Einige vertragen es nicht.