Stoßtherapie

Die Stoßtherapie ist sicher jedem an MS erkrankten Betroffenen ein Begriff. Sie wird unter Betroffenen heiß diskutiert, da sie mit GlukoKortikoSteroiden durchgeführt wird. Unter Betroffenen einfach Kortison genannt.

Der Fachmann spricht von der »Immunmodulatorischen Therapie des akuten Schubs«.[1]

Man glaubt also, dass unser Immunsystem für MS verantwortlich ist. Modulieren heißt einfach beeinflussen, verändern. In unserem Fall soll das Immunsystem gedämpft werden, da es im aktuellen Schub quasi mit Volldampf dabei ist, Entzündungen in der weißen Substanz (Myelin) zu verursachen. Dieser akute Prozess soll unterdrückt werden (suppressiv).

Trotzdem ist dieser Prozess nicht mit der immunsuppressiven Therapie (z. B. Chemotherapie) vergleichbar, da diese als sogenannte Eskalationstherapie viel stärker in das Immunsystem eingreift und den Verlauf der Erkrankung günstig beeinflussen soll.

Für die Stoßtherapie gibt es bestimmte Abläufe.

Im akuten Schub hat sich die Gabe von Cortison in hoher Dosis bewährt. So werden beispielsweise 1000 mg Methylprednisolon pro Tag an 3 aufeinanderfolgenden Tagen infundiert. Hierdurch lässt sich häufig ein Rückgang der akut aufgetretenen Beschwerden erreichen. Sollte dies nicht der Fall sein, kann nach 2 Wochen eine erneute Cortisongabe in höherer Dosierung, z. B. 2000 mg Methylprednisolon intravenös pro Tag über 5 Tage, erfolgen. Führt dies auch nicht zu einer Besserung der Symptomatik, ist eine Plasmapherese („Blutwäsche“) zu erwägen.[2]

Wie im Einzelfall vorgegangen wird, kann hiervon abweichen, wenn sich ein anderes Vorgehen empfiehlt.. Auch ein Ausschleichen mit Cortison in Tablettenform wird individuell in Einzelfällen von Neurologen durchgeführt. Magenprophylaxe machen einige Neurologen und gegebenenfalls Schutz vor möglicher Thrombose. Wobei die wirksame Vermeidung einer Thrombose nicht bewiesen ist.

Auch zur Wirksamkeit kommen die von der Uni Hamburg untersuchten Studien zu einem interessanten Ergebnis.[3]

Das sagt mir, man muss selbst entscheiden, womit man sich wohlfühlt. Wieso sollte es auch eine Studie zu Cortison geben? Wer könnte das bezahlen wollen?

Niemand! Deshalb sind sowohl die Datenlage als auch die Therapievorschläge „Asbach uralt“. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hat da wieder ganz klare Leitlinien, die allerdings durch nichts untermauert werden. Es hat sich unter Neurologen eine gewisse Vorgehensweise durchgesetzt, von der wir glauben müssen, dass sie auf positiven Erfahrungen beruht.

Studien sind eben nicht alles.

Wir möchten an dieser Stelle keine abschließende Position einnehmen. Dazu ist die Cortisondiskussion zu knifflig. Jeder muss aus unserer Sicht selbst entscheiden, welche Therapie er wählt. Und man kann ja auch ausprobieren, was einem hilft oder was nicht.

Nur nachher sagen: „Ich wusste ja sofort, dass das Mist ist!“, ist nicht förderlich.

 

Tipps

Ohne Cortison soll das Ergebnis eines Schubes am Ende das Gleiche sein wie ohne. Nur die Erholungsphase ist deutlich kürzer, wenn die Behandlung wirkt.

Tu das, womit du dich gut fühlst!

Wäge Nebenwirkungen und Wirkung gegeneinander ab. MS ist keine Kleinigkeit.

Egal was du tust, du darfst die Entscheidung nachher nicht bereuen. Nimm die Entscheidung an.

 

Einzelnachweis

[1] DGN / KKNMS Leitlinie zur Diagnose und Therapie der MS

[2]   Max Planck-Institut http://www.psych.mpg.de/847782/ms

[3]   http://www.gesundheit.uni-hamburg.de/upload/Schubtherapie_der_MultiplenSklerose.pdf